Nachhaltigkeit im Skiurlaub

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Sind Nachhaltigkeit und Skiurlaub vereinbar? Auch wenn wir es noch so gerne hätten, nachhaltiger Wintersport ist ziemlich schwierig. Schon allein die Fahrt in den Skiurlaub belastet die Umwelt und auch die Skigebiete selbst haben einen starken Einfluss auf die Bergwelt. Für manche mag nachhaltiger Skiurlaub wie eine Utopie klingen. In der Tat wird der Wintersport auch - zumindest in den kommenden Jahren - nicht hundertprozentig klimaneutral werden. Trotzdem ist bereits Veränderung in Richtung eines nachhaltigen Skiurlaubs erkennbar. Begriffe wie “grün”, “nachhaltig” und “Corporate Social Responsibility” (CSR, gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens) werden in der Wintersportbranche immer relevanter und stehen plötzlich weit oben auf der Agenda der meisten Skigebiete. Aber du musst nicht auf die Maßnahmen der Wintersportbranche warten. Es gibt zahlreiche Dinge, die du ganz einfach selbst tun kannst, um deinen Skiurlaub nachhaltiger zu gestalten. Hier stellen wir dir ein paar Möglichkeiten vor, wie du deinen CO2-Fußabdruck reduzieren kannst. Nicht nur eine umweltschonende Art der Anreise, sondern auch die richtige Wahl des Reiseziels trägt zu mehr Nachhaltigkeit im Skiurlaub bei.

Die Schattenseite des Wintersports

Bevor wir dir Tipps für einen nachhaltigen Skiurlaub geben, erfährst du hier zunächst etwas über die Schattenseiten des Wintersports. Skiurlaub auf Kosten der Natur. Hierbei wollen wir zunächst den Skiurlaub selbst betrachten, denn in diesem Bereich können wir selbst mit kleinen Veränderungen viel in Sachen Nachhaltigkeit erreichen. Die Emissionen bei der Anreise sind meist das größte Übel. Umweltschonend unterwegs zu sein beginnt also automatisch bei dir selbst, wenn du die Art der Anreise in deinen Skiurlaub wählst. Auf Platz zwei stehen die Skigebiete, deren gesamter Energieverbrauch erschreckend hoch ist, denn die Skilifte und die Schneekanonen sind nicht die einzigen Energiefresser. Auch die Hotels und alles was mit dem Wintersporttourismus verbunden ist verbrauchen eine Menge Energie.
Neben dem Energieverbrauch ist auch der Wasserverbrauch problematisch für die Umwelt. Alle diese Beschneiungsanlagen verbrauchen enorme Mengen an Wasser, das aus künstlichen Stauseen oder sogar aus dem Tal selbst hochgepumpt wird. Heutzutage gibt es kaum ein Skigebiet mehr, dass nicht auf die Produktion von Kunstschnee (auch technischer Schnee genannt) zurückgreift, wenn die Saison durch einen schneearmen Winter gefährdet ist. Da Kunstschnee aber länger hält als Naturschnee und zusätzlich noch bei Bedarf produziert werden kann (vorausgesetzt es ist kalt genug), wird die Wintersaison so viel wie möglich verlängert. Genial für alle Urlauber, für die Flora und Fauna aber hat das gravierende Folgen. Tiere werden aus ihrem Lebensraum verdrängt und die Pisten bleiben auch im Sommer karge braune Bänder, statt zur bunten Almwiese zu gedeihen. Zum Glück werden die Pisten immer nachhaltiger präpariert, so dass weniger Kunstschnee benötigt wird.

Kunstschnee
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Ein weiterer Faktor ist die Bewirtschaftung und Bebauung von Naturflächen. Die Abholzung von Wäldern zugunsten des Tourismus kann zu einer Zunahme von Erosion, Schlammlawinen, Felsstürzen und Schneelawinen führen. Glücklicherweise wird heutzutage auch bei der Konstruktion neuer Pisten durch geografische Informationssysteme (GIS) mehr Rücksicht auf den natürlichen Verlauf des Berges und die Konsequenzen für die Natur genommen. Nichtsdestotrotz bleibt der Bau von Skigebieten und neuen Skiliften oder Pisten ein großer Eingriff in die Natur.

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Nachhaltiger Skiurlaub: 5 Tipps

Nachdem du nun die Auswirkungen des Wintersports/Skiurlaubs auf die Umwelt gelesen hast, ist relativ klar, dass es so etwas wie einen hundertprozentig nachhaltigen Skiurlaub nicht gibt. Es gibt jedoch Tipps, um deinen Skiurlaub trotzdem umweltfreundlicher als bisher zu verbringen. Mit einem guten Gewissen lässt sich der Urlaub doch gleich viel mehr genießen! Im Folgenden geben wir dir ein paar Tipps und Ideen für einen nachhaltigen Skiurlaub.

1. Umweltfreundlich in den Skiurlaub reisen

Wer viel Wert auf Nachhaltigkeit im Skiurlaub legt, wählt am besten auch eine umweltfreundliche Art, dorthin zu reisen. Die Anreise mit dem Flugzeug ist bekanntermaßen die umweltschädlichste Art, in den Skiurlaub zu gelangen und auch das Auto ist nicht gerade die beste Wahl, wenn du CO2-Emission einsparen willst. Aber keine Sorge, es gibt genügend Alternativen:

  • Der Zug als nachhaltigste Variante.
    Mittlerweile gibt es speziell für Skiurlauber entsprechende Angebote. Der Urlaubs-Express bspw. fährt zweimal wöchentlich vom Norden Deutschlands aus in zahlreiche Skigebiete Bayerns oder Österreichs. Natürlich gibt es auch ein breites Angebot an regulären Verbindungen, mit welchen du praktisch bis zum Skilift fahren kannst.

  • Mit dem Bus auf Reisen
    Mehr Fahrgäste pro Fahrzeug bedeutet weniger CO2-Emission pro Kopf. Noch dazu hast du, genau wir bei den Reise mit der Bahn, nicht selbst fahren zu müssen. Du kannst die Fahrt und somit deinen Skiurlaub also ganz entspannt angehen lassen.

  • Elektroautos auf dem Vormarsch
    Wenn es doch mit dem Auto in den Skiurlaub gehen soll, bietet sich das Elektroauto an. Auch das Problem mit dem Strom-Nachschub verschwindet so langsam, denn mittlerweile gibt es immer mehr Ladestationen entlang der Routen in die Alpen.

  • Mit dem Auto
    Kommen die oben genannten Möglichkeiten nicht für dich in Frage und du wählst das Auto, um in den Skiurlaub zu fahren, sollten du am besten Fahrgemeinschaften bilden. Damit bist du nicht nur umweltfreundlicher unterwegs, sondern kannst auch noch Spritgeld sparen.

  • Ausrüstung vor Ort mieten
    Manchmal lohnt es sich auch, nicht all seine eigene Ausrüstung mitzunehmen, sondern vor Ort auszuleihen. Dann brauchst du keine spritfressende Dachbox oder Skiträger auf dem Dach.

Lese mehr über die Fahrt mit dem Zug zum Skiurlaub


2. Nachhaltige Skigebiete wählen

Die Anreise ist das eine, aber auch die Wahl des Reiseziels trägt dazu bei, einen nachhaltigen Skiurlaub zu planen. Es gibt Skigebiete, in denen Nachhaltigkeit ein wichtiger Punkt auf der Agenda ist und nicht nur leere Versprechen zu Marketingzwecken. Nachhaltigkeit geht nun einmal über die richtige Mülltrennung hinaus. Indem du besonders nachhaltige Skigebiete für deinen Skiurlaub wählst, gibst du als Verbraucher die Richtung an und bekräftigst die Skigebiete bzw. die Wintersportbranche, dass ihre Bemühungen hin zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit Früchte tragen.
Ein gutes Vorbild, bei welchem Skigebiete Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit legen, ist das Konzept der “Alpine Pearls”. Dazu gehören mittlerweile 21 Gebiete in den Alpen, die jeweils eine Vielzahl strenger Anforderungen erfüllen. Zum Beispiel, dass die Gegend gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, du vor Ort kein Auto benötigst und dass sich die Gegend für die Umwelt einsetzt, indem sie erneuerbare Energien nutzt.
Es gibt auch einige Skigebiete, die sich selbst einen höheren Maßstab setzten. Das österreichische Rauris beispielsweise pflanzt freiwillig Bäume und investiert in Wasserkraftwerke in Brasilien. Auch Werfenweng verfolgt einen nachhaltigen Ansatz.

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Das Interesse, mit dem Zug zum Wintersport zu fahren, scheint deutlich gestiegen. Das ist nicht so verwunderlich in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt und wir alle zu weniger CO2-Emissionen beitragen wollen.


3. Nachhaltig Skiurlaub buchen

Auch bei der Buchung deines Skiurlaubs ist noch ein Umweltgewinn zu erzielen. Mit Sunweb beispielsweise kannst du verantwortungsbewusst in den Urlaub fahren. Das Unternehmen will die CO2-Emissionen aller angebotenen Pauschalreisen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte kompensieren. Klimaneutraler Skiurlaub und für den Kunden bleiben die Preise gleich.


4. Nachhaltige Skiausrüstung und Materialien

Zur mehr Nachhaltigkeit im Skiurlaub gehört auch ein bewussterer Umgang mit deiner Ski- oder Snowboardausrüstung. Versuche zum Beispiel, Schäden an deiner Ausrüstung oder Risse in deiner Skibleidung zu reparieren, anstatt alles neu zu kaufen. Tipps zur Reparatur und Pflege von Skiausrüstung und Skiern findest du [hier].


5. Nachhaltig denken

Und der vielleicht einfachste, aber für viele scheinbar schwierigste Tipp: Lass deinen Müll nicht auf dem Berg herumliegen! Zum verantwortungsbewussten Handeln gehört eben auch eine nachhaltige Denkweise. Im Durchschnitt befinden sich rund 30.000 Zigarettenstummel unter einem Skilift. Die meisten Leute denken wahrscheinlich, dass ein Zigarettenstummel mehr oder weniger nichts ausmacht, oder dass die Verpackung des Müsliriegels im Neuschnee nicht auffällt, aber im Frühjahr ist alles noch da. Plastik zersetzt sich nur sehr langsam und in den Bergen noch schlechter, es bleibt daher in den Bergen noch länger liegen als auf Meereshöhe. Entscheide dich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz und lass nicht die Faulheit siegen. Wirf deinen Müll einfach an der Talstation in die dafür vorgesehenen Abfalleimer. Oder nehme eine kleine Dose/Tüte zur Aufbewahrung der Zigarettenstummel mit und entsorge sie zuhause.

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Nachhaltige Organisationen

Wenn du mehr über den bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Natur in den Bergen erfahren willst, gibt es einige Möglichkeiten noch mehr zum Thema und zu konkreten Projekten zu erfahren. Im Jahr 2004 wurde zum einen die Stiftung “Respect the Mountains” gegründet, die durch eine Reihe von Aufräumaktionen in Berggebieten in ganz Europa bekannt wurde. Im Jahr 2015 wurde sie Teil der UIAA (International Climbing and Mountaineering Federation) und erweiterte ihre nachhaltigen Ziele um ein Vielfaches. Nützliches und Informationen findest du außerdem bei den lokalen Alpenvereinen, dort kannst du auch selbst aktiv werden und ehrenamtlich etwas für die Umwelt tun!
Und dann gibt es noch die stetig wachsende POW (Protect Our Winters), eine Initiative des amerikanischen Freeriders Jeremy Jones. Sie wollen den Klimawandel bekämpfen, indem sie die Probleme an der Wurzel packen.